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Rent a Reader

Rent a Reader liest Henri Lefebvre: »The Production of Space«.
Vortrag mit Dias und Video, Künstlerhaus Stuttgart, 1996
Im Auftrag des Künstlerhauses, als Beitrag zum Symposion: »Fiktionen von Öffentlichkeit.«

 

Rent a Reader wurde 1996 gegründet um:

1. Das Lesen als Produktionsform zu etablieren.

2. »Das Thema zu verfehlen, aber so präzise wie möglich.«


Rent a Reader »...nimmt Aufträge für Lesbares aller Art entgegen. Im Service eingeschlossen sind Kommentare, falsche Nacherzählungen, Ergänzungen, Vertauschungen sowie Auslassungen, und auf besonderen Wunsch die Erstellung von Leseräumen. Zusätzlich im Angebot sind Themenmonate und Special-Guest-Readers.«

(Text der Einladung zum Symposion 1996)

 

Rent a Reader arbeitet immer in Auseinandersetzung mit dem Auftraggeber.

Extensive Bearbeitung, produktive Mißverständnisse und Marginalien (Randbemerkungen) der jeweiligen Lektüre konstituieren das Feld, aus dem heraus dann die Lektüre (PARALLELDSCHUNGEL) dem Auftragggeber augehändigt wird: Das kann im Ergebnis ein Vortrag sein (wie im vorliegenden Fall mit Video-, Dia-, Tonelementen) oder ein Brief, ein anderes Buch, ein Video, ein Tape etc.

 

• Die Entscheidung, anlässlich des Symposions in meinem Vortrag ab dem 2. Kapitel (vergl. H. Lefèbvre, »History of Space«) über die Einübung in den Umgang mit Fiktionen und die Konstituierung des Innenraumes anhand eines Bereiches zu sprechen, den L. nie erwähnt, nämlich die Veränderung der Lesegewohnheiten im 18. JH., beruht unter anderem auf der Einschätzung, dass Lefèbvres Kapitalismuskritik anhand seiner Analyse kapitalistisch geprägter Raumaneignungsmodi urbaner Kulturen zwar nach wie vor hohe Gültigkeit hat, aber gleichzeitig längst in den Mainstream gesellschaftspolitischer Kritik eingegangen ist, - es also weder für meinen Auftraggeber noch für die zusätzlichen Gäste interessant sein konnte, diese Kritik exzerpierend darzustellen. (Das Buch ist von 1974).

Die Entscheidung fiel stattdessen auf die Installierung eines Paralleldschungels, dem letzten Satz von Lefèbvres Text folgend, mit dem das erste Kapitel des Vortrags eröffnet (»And we are concerned with nothing that even remotely resembles a system.« pg. 423).


Trotzdem, und das ist L's Schwäche, sind die beiden von mir während der Lektüre am häufigsten notierten Kürzel TAU (Theorieaufbau) und TAB (Theorieabbau) in den meisten Fällen nur Spur eines Vorgehens, das sich unablässig seiner Legitimation zu versichern wünscht, indem es vorführt, dass der Autor getreu dem Kanon arbeitet ­ und dann erst erfolgt, (bis zum nächsten TAU/TAB), die Wendung zum eigenen Ansatz.)

Unsere Leserin und ihr Copilot fanden, dieses Buch zu lesen sei, »wie Croquet zu spielen auf einem Gelände, wo die Feldmäuse permanent den Boden umgraben.«


• Schlussfolgerung: Es gibt unterirdisches Leben.
Folge: Der Weg des Balls ändert sich und es werden andere Ziele erreicht als eingangs vermutet.

 

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